Gelenktriebwagen der 1960er bis 1980er Jahre

Mannheim/Ludwigshafen


  Inhalt
• Düwag GT6
• Düwag GT8
• Düwag GT6 „Typ Mannheim“
• Düwag GT8N


Düwag GT6

Anfang 1958 bestellte die Straßenbahn Mannheim-Ludwigshafen sechs sechsachsige Gelenktriebwagen (GT6) von der Düsseldorfer Waggonfabrik (Düwag). Bis 1967 wurden insgesamt 145 GT6 an die Schwesterstädte Mannheim und Ludwigshafen ausgeliefert. Damit zählte der Verkehrsbetrieb zu einem der größten Abnehmer dieses Fahrzeugtyps.

Im Herbst 1958 kam Probeweise Tw 255 der Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahn nach Mannheim und absolvierte Test- und Probefahrten mit Fahrgästen in Mannheim und Ludwigshafen. Damit wurde getestet, wo man diesen Fahrzeugtyp ohne Probleme einsetzen konnte und wo noch ein Umbau erforderlich war.

Bereits im Dezember 1958 kam das erste Fahrzeug Tw 312 in Mannheim an. Ab 4. Februar 1959 wurden die Fahrzeuge 312-318 auf der Linie 4 (Käfertal – Ebertpark) eingesetzt, da diese zu diesem Zeitpunkt die einzige Linie mit Wendeschleifen an beiden Endstationen war. Die neuen Fahrzeuge bewährten sich sofort, sodass gleich 30 weitere Fahrzeuge (318-347) bestellt wurde, welche 1960 ausgeliefert wurden. 1961 bestellte der Gemeinschaftsbetrieb noch einmal 70 Fahrzeuge (348-417) welche bis 1963 ausgeliefert wurden. 1964 kamen nochmals 18 Wagen (418-435) hinzu.

Zum 1. Januar 1965 wurde der Gemeinschaftsbetrieb aufgeteilt und die Fahrzeuge wurden per Los den Betrieben zugelost. Von den 124 vorhandenen Düwag-Sechsachsern kamen 46 Fahrzeuge nach Ludwigshafen und 78 Fahrzeuge verblieben in Mannheim. Die Verkehrsbetriebe Ludwigshafen nannten ihre Fahrzeuge in 101-146 um.

1967 wurden von der Mannheimer Verkehrsgesellschaft nochmals 15 und von den Verkehrsbetrieben Ludwigshafen 6 Fahrzeuge bestellt, welche 1967 bzw. 1968 ausgeliefert wurden. Vier von sechs Ludwigshafener Sechsachser von 1967 wurden 1970 bzw. 1980 zu Achtachsern umgebaut.

Die ersten Sechsachser wurden Anfang der 1990er Jahren abgestellt und das Gelenkportal für den Umbau von Sechsachsern zu Achtachsern verwendet. Ab Mitte der 1990er Jahre sank der Bedarf an den sechsachsigen Düwag Gelenktriebwagen rapide, durch die neuen Niederflurtriebwagen des Typs GT6N. Einige der Fahrzeuge wurden an Gotha und Görlitz weitergegeben, aber auch ins Ausland ins kroatische Zagreb und Osijek und, sowie ins rumänische Arad wurden Fahrzeuge abgegeben. Einzelne Fahrzeuge gingen ins polnische Graudenz und zwei Triebwagen schafften es sogar ins russische Kaliningrad.

Anfang der 2000er war nur noch der Mannheimer Triebwagen 450, sowie 16 Ludwigshafener Sechsachser in der Rhein-Neckar-Region vorhanden. 2024 existiert nur noch Tw 152 in Ludwigshafen, alle anderen Triebwagen wurden zwischenzeitlich entweder verschrottet oder weitergegeben. Jedoch sind die an Lodz angegebenen Fahrzeuge inzwischen auch verschrottet.



Düwag GT8


Die Verkehrsbetriebe Ludwigshafen überlegten Ende der 1960er Jahre, wie man den Straßenbahnbetrieb weiter rationalisieren könnte. Man entschied sich 1970, drei der erst 1967 beschafften Sechsachser zu Achtachser umzubauen. Umgebaut wurden die Triebwagen 149, 150 und 151. Da sich die drei Fahrzeuge bewährten, beschaffte man 1971 weitere sieben Achtachser ab Werk. Diese setzte man auf vor allem auf der Fahrgaststärksten Linie 4 (Oggersheim – Käfertal) ein. Aber auch auf den anderen Linien konnten diese angetroffen werden. 1980 baute man noch Tw 148 nach einem Unfall zum Achtachser um.

Erst ab Mitte der 2000er konnte auf diese Fahrzeuge verzichtet werden, nachdem die Variobahnen angeliefert wurden. Zuletzt wurden die GT8 vorrangig auf der Linie 12 zwischen Oppau und Rheingönheim eingesetzt, aber auch auf den Linien 3, 4 und 6 waren diese noch ab und an anzutreffen. 2009 wurden die letzten GT8 abgestellt, die meisten Wagen wurden 2019 verschrottet. Lediglich die Triebwagen 156 und 157 sind noch vorhanden.

Triebwagen 156 wurde 2021 als 2156 wieder in Betrieb genommen, während 157 am Rande des ehemaligen Depot Luitpoldhafen steht.



Düwag GT6 „Typ Mannheim“


Ende der 1960er Jahre wollte die Mannheimer Verkehrsgesellschaft eine modernisierte Variante des bewährten sechsachsigen Gelenktriebwagens. 1969 beschaffte man 20 Fahrzeuge des überarbeiteten Fahrzeuges, welche tiefer herunter gezogene Fenster an den Türen hat und für den Einbau einer Klimaanlage vorbereitet war. Die Klimaanlage wurde nachträglich Anfang der 1970er Jahren eingebaut.
Ihre ersten Einsätze hatten die neuen Wagen zur Eröffnung der Strecke auf die Vogelstang im Dezember 1969. Danach standen die Fahrzeuge erst einmal ein paar Monate bevor diese endgültig in Betrieb gingen.

Ab 1972 wurden diese Fahrzeuge vorrangig auf den Kombilinien 1/2 und 5/6 eingesetzt, da diese im Gegensatz zu den anderen Düwags bereits mit einem automatischen Rollband ausgestattet waren. Dies war notwendig da das Fahrpersonal am Hauptbahnhof Mannheim keine Zeit hatte das Ziel per Hand im ganzen Fahrzeug per Hand zu ändern. Nachdem auch die anderen Düwags von Handbedienung auf automatischem Zielbandwechsel umgerüstet waren, wurden diese auch auf anderen Linien eingesetzt.

Nach 1995 fuhren die Typ Mannheim auf der Linie 2, aber auch auf den anderen Linien waren diese anzutreffen. Die letzten Einsätze des Typ Mannheim waren 2003 auf der Linie 2.
1994/1995 wurden drei Fahrzeuge nach Görlitz verkauft, der Tw 465 ist noch als Partywagen 322 noch vorhanden.

Fünf Fahrzeuge gingen 1996/1997 nach Zagreb, fünf weitere 2005/2006 nach Helsinki. Die restlichen sieben Typ Mannheim wurden 2004 in Edingen verschrottet.

2013 wurde Wagen 455 von der IGN e. V. mit Hilfe der rnv aus Helsinki zurückgeholt. 2022 wurde der Wagen äußerlich aufgearbeitet. Aufgrund einer Anfrage der BUGA-Gesellschaft wurde der Wagen 2023 fahrfähig aufgearbeitet und ist im Juni 2023 für zwei Wochen als Grüne Bahn mit Pflanzen bestückt durch Mannheim gefahren.



Düwag GT8N


Ende der 1980er Jahre überlegte die Mannheimer Verkehrsgesellschaft wie diese den Betrieb rationalisieren könnte. Anfangs überlegte man, aus zwei Sechsachsern ein Achtachser zu machen, indem man bei einem Fahrzeug das Heck und beim zweiten Fahrzeug die Front abschneidet und diese dann an der Trennstelle zusammen schweißt.

Durch den aufkommenden Bau von Niederflurfahrzeugen entschied man jedoch, dass zwischen das A-Teil und das B-Teil ein neues Niederflurmittelteil eingebaut werden soll. 23 Sechsachser wurden 1991 bis 1992 zu Achtachsern mit Niederflurmittelteil umgebaut und erhielten eine neue Lackierung in grün/weiß und neue grüne Polstersitze. Der Rest blieb aus Kostengründen unverändert. Mannheim war der einzige Betrieb, welcher fast 30 Jahre alte Fahrzeuge umbaute.

Da man sich auch die Kosten für ein neues Gelenkportal sparen wollte, wurden 23 Fahrzeuge aus Mannheim und Ludwigshafen verschrottet, um dessen Gelenke zu erhalten.
Die GT8N wurden vorrangig auf den Linien 30 und 31 eingesetzt und die MVG konnte durch die größere Kapazität die Verstärkerlinien nach Rheinau einstellen. Nach der Liniennetzumstellung 1995 kamen die Fahrzeuge vor allem auf die Linien 3, 4 und 6, aber auch vereinzelt auf die Linien 1 und 7 auch wenn diese eigentlich nur mit den neuen GT6N fahren sollten.

Nach Lieferung der Variobahnen 2002/2003 wurden die Fahrzeuge auch auf die Linie 2 gesetzt, da nun genug GT6N für andere Linien frei wurden.
2010 wurden die letzten GT8N abgestellt, lediglich 5516 blieb noch einige Jahre als Fahrschulwegen in Betrieb.

Sechs Fahrzeuge gingen 2007 nach Lodz, weitere sechs Fahrzeuge gingen 2007/2008 nach Helsinki, diese wurden zwischen 2015 und 2018 an Lodz weitergegeben. Alle 12 Fahrzeuge in Lodz sind inzwischen abgestellt.

2011 gingen die Fahrzeuge 505, 508, 521 und 522 an die Thüringerwaldbahn nach Gotha. 522 wurde nach einem Unfall 2018 verschrottet. 2019 ging 518 als Ersatzteilspender nach Gotha und wurde dort wenig später zerlegt. 516 ging ebenfalls 2019 nach Gotha, kam aber bereits im März 2022 zurück nach Mannheim. Die Wagen 505, 508 und 521 sind weiterhin täglich im Einsatz auf der Thüringerwaldbahn.

Wagen 516 wurde 2023 wieder in Betrieb genommen. Im Dezember 2023 fuhr dieser als Lebkuchen-Express durch die Mannheimer Innenstadt.



Technische Daten

Fahrzeugtyp

GT6

GT6 "Typ Mannheim"

GT8

GT8N

Betrieb

Mannheim, Ludwigshafen

Mannheim

Ludwigshafen

Mannheim

Bauart

6x ER

6x ER

8x ER

8x ER

Anzahl

145

20

11

23

Fahrzeugnummern

312 - 450, 101 - 152

451 - 470

148 - 151, 153 - 159

501 - 516

Baujahre

1958 - 1964, 1967

1969, 1971

1967, 1971

1961 - 1964

 Umbau 1991 - 1992

Fahrgasttüren

4

4

4

5

Länge

19,10 m

19,10 m

25,60 m

26,00 m

Breite

2,20 m

2,20 m

2,20 m

2,20 m

Leergewicht

20,2 t

21,0 t

24,8 t

26,0 t

Motoren

2 x 100 kW

2 x 120 kW

2 x 120 kW

2 x 120 kW

Sitzplätze

43

52

65

55

Stehplätze



140


 


Fahrzeuglisten

Mannheim-Ludwigshafen: GT6

Mannheim: GT6 "Typ Mannheim" und GT8N

Ludwigshafen: GT6 und GT8