Rhein-Neckar-Tram

 

 

Zeitgleich mit der Lieferung letzten Serie der Rhein-Neckar-Variobahn begann die Rhein-Neckar-Verkehr GmbH (rnv) 2013 die Suche nach einem Nachfolger. Dieser soll die letzten noch vorhandenen Düwags und die Niederflurfahrzeuge der 1990er Jahre ersetzen.

Da man nach zwei Generationen Multigelenkfahrzeugen, keine neuen Fahrzeuge in dieser Bauweise mehr wollte, da diese aufgrund ihrer Fahreigenschaften die Gleise zu schnell abnutzen und damit einen häufigeren Wechsel der Gleise nach sich ziehen, suchte man nach einem Drehgestellfahrzeug.

Daher wurde in die Ausschreibung geschrieben, dass die zu liefernden Fahrzeuge zwingend Drehgestellfahrzeuge sein müssen. Die Ausschreibung mit den genauen Anforderungen an das Lastenheft wurde 2017 gestartet.

Folgende Anforderungen wurden im Lastenheft festgelegt:

  • 80 Fahrzeuge mit einer Option auf 34 weitere Fahrzeuge, davon 31 x 30 m, 37 x 40 m und 12 x 60 m
  • selbsttragende Stahlleichtbauweise
  • keine Verklebungen der Fahrzeugteile und der Fenster zugelassen
  • Einstiegshöhe 30 cm
  • Langlebigkeit und optimiertes Verschleißverhalten
  • Zweirichtungsfahrzeuge
  • Zulassung nach BOStrab und ESBO
  • Höchstgeschwindigkeit von mindestens 80 km/h
  • Bewährte Technik bei Design und Komponenten
  • Konventionelle Radsätze mit durchgehenden Radsatzwellen
  • Hocheinfederende Räder mit einem Durchmesser von 680 mm nach Bauart SAB
  • Ausreichend dimensionierte Klimaanlage
  • Antrieb aller Räder
  • Einfache Verlängerbarkeit der Fahrzeuge
  • Supercaps zur Energiespeicherung

Mehrere Angebote verschiedener Hersteller gingen bei der rnv ein. Nach Prüfung aller Angebote entschied man sich für Škoda, welche mit einem Fahrzeug welches auf dem Konzept des Artic von Transtech basiert und sich bereits in Helsinki bewährt hat, bewarb. Am 20. Juni 2018 wurde der Vertrag mit Škoda unterschrieben.

Auf Wunsch der rnv wird der Wagenkasten wird im finnischen Otanmäki hergestellt. Die Endmontage der Fahrzeuge erfolgt im tschechischen Pilsen.
Während die 30 Meter langen Fahrzeuge an einem Stück sind, bestehen die 40 und 60 m Langen Fahrzeuge aus zwei Fahrzeugteilen, welche sich freizügig miteinander verbinden lassen.
Die lokalen Anforderungen erforderten eine Anspruchsvolle Designlösung für die Gestaltung der Fahrzeugfront und verhinderten die Übernahme des Frontdesigns aus Helsinki.

Im Oktober 2018 stellte man der Bevölkerung das neue Fahrzeug mit einem Mock-Up vor. Es gab mehrere Bürgerbeteiligungen. Unter anderem durfte über die Farbe der Sitzbezüge abgestimmt werden. Nach Gesprächen mit den Behindertenverbänden wurde das Fahrzeug noch einmal umgeplant, da diese erhebliche Schwächen beim ursprünglichen Konzept angemerkt hatten.

So wurden unter anderem die Türen im Mobilitätsabteil versetzt angeordnet, damit Rollstuhlfahrer nicht um die Ecke fahren müssen, sondern geradeaus auf den vorgesehenen Platz kommen. Auch wurden die im Türbereich angedachten Klappsitze gestrichen, auf welchen sich die Fahrgäste wahrscheinlich aus Bequemlichkeit hingesetzt und den Weg für weitere Fahrgäste in den Wagen zu kommen versperren würden. Auch wurden die angedachten Stufen im Mittelteil des Wagens um die Drehgestelle überwinden zu können, durch Rampen ersetzt.

Diese Änderungen verzögerten natürlich den Bau und damit die Auslieferung der Fahrzeuge. Ursprünglich war eine Inbetriebnahme im Jahr 2020 angedacht. Jedoch konnte durch die Zahlreichen Änderungen erst 2020 angefangen werden die erste Bahn zu bauen. Durch die Corona-Pandemie und damit geschlossenen Werken, verzögerte sich die Fertigstellung der ersten Bahn immer weiter. Erst im Sommer 2022 wurde der erste Wagen fertig gestellt.

Wagen 1401 wurde im September 2022 auf der Innotrans in Berlin ausgestellt und ging dann erst nochmal zurück an den Hersteller, da das Fahrzeug nur optisch Fertig war. Im inneren fehlten noch einige technische Teile.

Als erstes Fahrzeug kam Wagen 1402 am 18. Oktober 2022 in den frühen Morgenstunden in Ludwigshafen an und wurde im laufe des Vormittags abgeladen. Danach drehte der Wagen sofort erste Runden im Betriebshof Rheingönheim. Genauso schnell wurde mit den Testfahrten begonnen, damit der Wagen schnell die Kilometer sammelt, welche dieser zur Zulassung brauchte.

Am 12. April 2023 bekam Wagen 1402 seine Zulassung für den Fahrgastbetrieb und wurde ab dem 14. April 2023 auf den BUGA-Linien BS und BL eingesetzt. Kurz darauf bekamen auch die weiteren ausgelieferten Fahrzeuge ihre Zulassung. Zum Ende des Maimarktes Anfang Mai 2023 waren bereits vier Fahrzeuge im Fahrgasteinsatz.

Im August 2023 fragte die Thüringerwaldbahn und Straßenbahn Gotha GmbH bei der rnv an, ob diese eines der neuen Fahrzeuge auf ihrem Netz testen dürfen. So kam der nagelneue Wagen 1408, am 13. September 2023 nach Gotha und absolvierte dort an mehreren Tagen Testfahrten. Auch wurden an drei Tagen im September und Oktober 2023 die Fahrgäste eingeladen das Fahrzeug zu testen. Am 18. Oktober 2023 wurde das Fahrzeug dann nach Ludwigshafen gebracht.

 

Triebwagen 1408 erreicht am 01.10.2023 die Haltestelle Boxberg der Thüringerwaldbahn.


Derzeit sind 9 Fahrzeuge mit 30 Metern Länge vorhanden und in Mannheim auf den Linien 2 und 3 im Einsatz.

Der erste 37T (1803+1804) hat seit Ende Januar 2024 eine Zulassung für den Fahrgastverkehr erhalten, dieser verkehrt derzeit auf der Linie 3. Von den  60 Meter langen Fahrzeuge wurde noch keines ausgeliefert.

 

Technische Daten

Typ

36T

37T+37T

38T+38T

Anzahl

31

37 Doppeltriebwagen

12 Doppeltriebwagen

Wagennummern

1401-1431

1801-1874


Baujahre

2022 -

2023 -


Fahrgasttüren

3

4

6

Länge

30,50 m

40,65 m

58,69 m

Breite

2,40 m

2,40 m

2,40 m

Höhe

3,60 m

3,60 m

3,60 m

Einstiegshöhe

350 mm

350 mm

350 mm

Leergewicht

57 t



Motoren

8 x 85 kW



Sitzplätze

72

104

144 (+12 Klappsitze)

Stehplätze

106

140

224

Höchstgeschwindigkeit

80 km/h

80 km/h

80 km/h